C. Froidevaux: Histoire économique et monétaire en Suisse occidentale (1589-1818)

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Titel
Histoire économique et monétaire en Suisse occidentale (1589-1818). Volume 1: Pouvoir, monnaie et faux-monnayage, Volume 2: Catalogue de monnaies neuchâteloises, Volume 3: Sources économiques, monétaires, politiques et pouvoir familial


Autor(en)
Froidevaux, Charles
Reihe
Schweizer Studien zur Numismatik (SSN)
Erschienen
Neuchâtel 2019: Éditions Alphil
Anzahl Seiten
956 S.
Preis
CHF 99.-
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von
Lorenzo Fedel, Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS)

Mit dem 4. Band der Reihe Schweizer Studien zur Numismatik (SSN) legt Charles Froidevaux nach 25 Jahren Forschungsarbeit ein dreibändiges Werk vor, das weit über den Anspruch eines numismatischen Katalogs zu den Münzen von Neuenburg hinausgeht. Bereits der Hauptitel Histoire économique et monétaire en Suisse occidentale (1589-1818) weist deutlich daraufhin. Der Autor verfolgt sowohl einen geld- als auch währungsgeschichtlichen Ansatz als Teil einer neuzeitlichen Wirtschaftsgeschichte, die sich nicht nur auf das Gebiet des heutigen Kantons Neuenburg beschränkt, sondern stellenweise auch grosse Teile der Westschweiz miteinbezieht.

Die knapp 1000 Seiten umfassende Arbeit ist in drei thematisch klar strukturierte Bände unterteilt. Band 1 Pouvoir, monnaie et faux-monnayage setzt sich mit den politischen und wirtschaftshistorischen Rahmenbedingungen auseinander, in der die Neuenburger Münzprägung während der frühen Neuzeit erfolgte. Beginnend mit der Ausübung des Münzrechts durch die Orléans-Longueville als politisches Macht- und Bestätigungsinstrument für ihre Rangstellung als regierende Fürsten innerhalb des französischen Königshofes, führt der erste Band zu währungsgeschichtlichen und wirtschaftshistorischen Themen über. Dabei reicht der Bogen von der Entstehung eines einheitlichen Währungsraums in der Westschweiz unter der Führung der Republik Bern am Ende des 16. Jahrhunderts über die währungspolitischen Krisen des 17. Jahrhunderts bis hin zu den Versuchen Neuenburgs und der eidgenössischen Orte, den Missständen im Währungswesen Herr zu werden.

Dieser erste Band bietet somit nicht nur einen umfangreichen Abriss der Währungsgeschichte der Westschweiz vom ausgehenden 16. bis anfangs des 19. Jahrhunderts, sondern erleichtert mit seinen zahlreichen Erläuterungen etwa zur Münzproduktion, der Metrologie, Rechnungswährungen oder Münznominalen dem interessierten Leser den Zugang zur neuzeitlichen Geldgeschichte. Zu diesem positiven Eindruck trägt nicht nur die Vielzahl von farbigen Grafiken und übersichtlichen Tabellen bei, sondern auch das Abdrucken wichtiger Textpassagen aus den Originalquellen, die den Leserinnen und Lesern ein lebendiges Bild der Zeitumstände und handelnden Personen vermitteln.

Band 2 Catalogue des monnaies neuchâteloises ergänzt und ersetzt weitgehend das bis anhin gültige Standartwerk zu den Neuenburger Münzen von Wavre, Demole und Montandon von 1939.1 Dieser zweite Band stellt einen übersichtlichen und gut strukturierten Münzkatalog aller dem Autor in jahrelanger Arbeit in in- und ausländischen Museums- und Privatsammlungen aufgespürten Neuenburger Prägungen dar. Dabei werden die Münzen nach den heute allgemein gültigen numismatischen Kriterien mit guten Abbildungen in all ihren Typen und Varianten vorgestellt. Eine Konkordanztabelle am Schluss des Katalogs ermöglicht es, die einzelnen Variantennummern mit den Katalognummern von Wavre, Demole und Montandon und anderen gängigen Schweizer Katalogen2 zu verbinden. Jede Münzperiode wird am oberen Rand der Seite durch einen andersfarbigen Balken markiert, welche die Handhabung des Katalogs zusätzlich erleichtert.
Dieser zweite Band besticht nicht nur durch seine sorgfältige und übersichtliche Darstellungsform, sondern auch durch einen ausführlichen Einführungsteil, in dem Fachbegriffe erklärt, Originalquellen zitiert und bis anhin offene Fragestellungen in Bezug auf die Datierung und die Grösse der Prägevolumen einzelner Münzsorten thematisiert werden.

Band 3 Sources économiques, monétaires, politiques et pouvoir familial weist eine grosse Anzahl abgedruckter und transkribierter Quellen (Briefwechsel, Instruktionen, Abrechnungen usw.) auf, die sowohl über das Funktionieren der Neuenburger Münzstätte während ihrer über 200-jährigen Tätigkeit als auch über die Verstrickungen einzelner Exponenten der Neuenburger Regierung und Eliten in die grossen Fälschungsunternehmungen französischer Louis d’or-Münzen zu Beginn des 18. Jahrhunderts Auskunft geben. Dank der Auswertung umfangreichen Quellenmaterials aus in- und ausländischen Archiven sowie prosographischer Studien zu den darin verwickelten Personen gelingt es dem Autor ein Netzwerk aufzudecken, das vornehmlich auf verwandtschaftliche Beziehungen basierte. Mehrere Stammbäume Neuenburger Geschlechter lassen diese familiären Beziehungen zwischen Exponenten der damaligen Neuenburger Regierung und einzelnen Mitgliedern der am schwungvollen Handel mit falschen Louis d’or beteiligten Fälscherbanden eindrücklich nachvollziehen.
Eine umfangreiche Bibliografie, ein Personenindex mit über 300 Namen und eine mehrseitige deutsche Zusammenfassung schliessen diesen dritten Band ab.

Mit diesem dreibändigen Werk ist es Charles Froidevaux gekonnt gelungen, einen Bogen von der Numismatik über die Geldgeschichte zu wirtschaftshistorischen und sozialgeschichtlichen Sachthemen des Ancien Régime zu spannen. Dieses Werk ist nicht nur Numismatikerinnen und Numismatikern wärmstens zu empfehlen, sondern auch all jenen, die sich mit der Geld- und Währungsgeschichte der Westschweiz wie auch mit der Verwaltungs- und Sozialgeschichte Neuenburgs während des Ancien Régime befassen.

1 Eugène Demole, William Wavre, Léon Montandon: Histoire monétaire de Neuchâtel, Neuchâtel 1939.
2 U.a. Jean-Paul Divo, Edwin Tobler: Die Münzen der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, Luzern/Zürich 1967/1969; Dies.: Die Münzen der Schweiz im 18. Jahrhundert, Zürich 1974; Dies.: Die Münzen der Schweiz im 17. Jahrhundert, Zürich 1987; Ruedi Kunzmann, Jürg Richter: Neuer HMZ-Katalog, Band 1 und 2, Regenstauf 2011.

Redaktion
Veröffentlicht am
01.11.2019
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